Übergangszeit ist Erkältungszeit. Und so bringen viele Betroffene Kopfschmerzen im Stirnbereich mit einer Stirnhöhlenentzündung in Verbindung. Das kann sein. Doch damit liegen sie häufig falsch, wie Prof. Dr. Olaf Michel vom Universitätskrankenhaus Brüssel in den HNO-Nachrichten berichtet.

Studien haben nämlich ergeben, dass der echte, sinugene Kopfschmerz eher selten ist: „90 Prozent aller Kopfschmerzen, die auf eine Nasennebenhöhlenproblematik zurückgeführt werden, sind in Wahrheit migränebedingte Kopfschmerzen“, so Michel. Grund dafür sei die Ähnlichkeit der Symptome. Sowohl Nasennebenhöhlen als auch die Hirnhäute werden vom Trigeminus-Nerv versorgt. So ist der eigentliche Ursprung der Schmerzen bei Irritation des Nervs für den Patienten nur schwer zu bestimmen und es kommt zu Fehleinschätzungen. Außerdem passen Symptome wie eine laufende Nase und behinderte Nasenatmung auch zum Krankheitsbild der Migräne, denn die Stimulation des autonomen Nervensystems kann beide Symptome verursachen.

„Tatsächlich sind für den einseitigen pochenden Kopfschmerz nur in circa vier Prozent aller Fälle die Nasennebenhöhlen verantwortlich“, erläutert Michel. Er empfiehlt daher eine Probebehandlung mit einem Migränemedikament, um beide Krankheitsbilder auseinanderzuhalten. Auch ein Allergietest sei bei Kopfschmerzen gar nicht so abwegig: Nach einer Untersuchung hatten von 100 Patienten, die mit Verdacht auf sinugene Kopfschmerzproblematik zum HNO-Arzt geschickt wurden, fast die Hälfte in Wahrheit eine Migräne, berichtet Michel weiter.

Oft verschwindet eine Erkältung nach ein paar Tagen wieder. Bleiben die Kopfschmerzen aber bestehen oder werden gar schlimmer, raten wir unbedingt dazu, einen Arzt aufzusuchen, um die Ursache klären zu lassen. Vorhandene Beschwerden lassen sich in der Zwischenzeit mit verschiedenen Hausmitteln lindern.

Quellen:

Ärzte-Zeitung vom 19.1.2016

HNO-Nachrichten 45: 29-33, 2015

Erkältungskopfschmerzen: Nicht immer ist eine entzündete Stirnhöhle Schuld